Bereits am Flughafen in Köln bei kühlen 7°C schwante uns das wir uns wieder auf Einiges gefasst machen sollten.  Trockene Hitze, brennendheißer Wüstenstaub und ewiges Surren der Klimaanlagen und Generatoren kannten wir OF Leest und ich HF Seifert noch von unserem letzten Einsatz April 2016. 

Vieles hat sich verändert, doch die Hitze ist geblieben.

Bepackt mit Weste, Helm und etwas Luxus stiegen in Bamako wir aus dem Flieger. Die malische Sonne scheint eine andere zu sein als die in Schleswig-Holstein. Der erste „ah zurück in Mali“-Moment. Die Sonne im Zenit wirft keine Schatten.

Bei kühlen Softdrinks warteten wir auf unseren Weiterflug nach Gao. Die erste Nacht verging. Die Akklimatisierung forderte ihren Tribut, gerädert verließen wir die malische Hauptstadt.

Chinook bei der Landung

Ein Blick aus dem Flugzeug des SAS (Sahel Air Service) zeigte eine rote Fläche aus Sand und den wenigen typischen Gewächsen der Wüste. Eine knappe Stunde später erspähten wir die ersten Anzeichen von Zivilisation. Gao kam näher. Das chinesische UN-Supercamp, französische Camp Bahrkane und unsere neue Heimat Camp Castor dominierten das Bild. Vor allem Camp Castor ist gewachsen. Die Westerweiterung und der Eingangsbereich des Haupttores des Feldlagers wurden ausgebaut. Der Flieger landete holprig auf der Runway des Gao Airports.

Keine Zeit um den Moment auf sich wirken zu lassen. Die Kameraden der Transportgruppe verbrachten uns freundlich aber bestimmt in die geschützten Fahrzeuge die uns ins Camp bringen sollte. Die kurze Transitstrecke endete an der berühmten Castorbar. Dem sozialen Mittelpunkt des Lagers. Ein bekanntes Gesicht, OSF Dirk Zimpel nahm uns mit einem kühlen alkoholfreiem Bier in Empfang.

Kein Willkommen wäre komplett ohne eine eingehende Sicherheitsbelehrung.

Die erste Erkundungstour folgte. Von der Castorbar ging es natürlich erst einmal zur Küche über die Kompanie zum Sanitätsbreich in die einzelnen Arbeitsbereiche der Züge. Durch das kanadische Tor zum Flugfeld vorbei an den Hundezwingern der Feldjäger, den brummenden Generatoren in die LUNA-„Lounge“.

Der Bürokontainer und der Instandsetzungsbereich war fast unverändert. Nur die eine oder andere HESCO-Sandmauer wurde hinzugefügt. Der Tag neigte sich dem Ende und ließ die Temperaturen fallen und die Mücken erwachen. Andere Tierchen wie Walzenspinnen, Skorpione oder Schlangen ließen sich vorerst nicht blicken. Das sollte sich aber bald ändern. Der Winter stand vor der Tür.

Endlose Weite und roter Sand bis zum Horizont.

Die Übernahme-Übergabe-Phase begann. Die erste Erkundungsfahrt im Raum stand an. Sie führte uns durch die Stadt Gao an den gewaltigen Niger der eine gewaltige Kulisse darstellte. Schroffer Fels und rote langgezogene Sanddünen wechselten sich ab. Die Idylle lässt einen fast den Ernst der Lage vergessen. Nach einem kurzen Halt führte uns die Erkundung rund um Gao. Winkende Kinder und Erwachsene die ihrem Tagesgeschäft nachgingen empfingen uns überall sehr freundlich.

Neugierig und freundlich beobachten Kinder und Erwachsene unser Treiben

Die Übernahmephase verging erwartungsgemäß ereignislos. Der LUNA-Zug aus Gotha stand endlich in Gänze im Auftrag.  Die ersten Wochen vergingen fast wie im Flug. Die Akklimatisierung, die kleinen täglichen Herausforderungen des Tagesdienstes und unser eigentlicher Auftrag des Aufklärens ließen kaum Langeweile zu. So vergingen die Tage in der Wüste.

Der Jahreswechsel

Obwohl die Minusgrade fehlten kam eine kleine weihnachtliche Vorfreude auf. Hier und da tauchten geschmückte Nordmanntannen auf. Jeder ging anders damit um Weihnachten fern von den Lieben zu sein. Das Camp schien näher zusammen zu rücken. Ganz gleich welche Nation. Eins war jedoch allen gleich. Jeder strahlte vor Freude und scharrte mit den sprichwörtlichen Hufen wenn die Transportkontainer vor der Feldpost standen. In der sengenden Sonne leisteten die Kameraden der Feldpost Schwerstarbeit bei der Masse an Paketen.

Manchmal braucht es 4000km Entfernung um zu erkennen das diese Tage mehr sind als nur Urlaub und ein Braten auf dem Tisch. Die Kameradschaft um Herr Rath zeigte uns das wir zwar weg sind aber keines Falls vergessen. Wir ernteten durchaus den einen oder anderen neidischen Blick als wir stolz mit den goldgelben Handtüchern aus der Dusche kamen.

Unser Auftrag führte uns unter anderem auch ins 90km entfernte Ansongo. Eine willkommene Abwechslung zum Lagerleben. Auch hier sind die deutschen Streitkräfte, durchaus auch in der Geschichte begründet, willkommen. Auch diese Aufträge führten wir mit Erfolg durch.

Der Einsatz mit dem gothaer LUNA-Zug eingegliedert in die Deutsch-Französiche-Brigade war eine besondere Erfahrung. Eine gemischte Aufklärungskompanie, die dieses Prädikat verdient.   

 

HF Seifert