Infanteristische Ergänzungsausbildung als Notwendigkeit

Als Zugführer des II. Zug in der 2. Kompanie des Aufkärungsbataillon 6 „Holstein“ habe ich den Auftrag, die infanteristische Ergänzungsausbildung für junge Mannschaftsdienstgrade durchzuführen, um innerhalb von drei Monaten Ausbildungslücken zu schließen, die im Rahmen der Grundausbildung aus Zeitmangel nicht geschlossen werden konnten.

 

Späher im Feuerkampf - Grundlagen für unser Kerngeschäft „Spähaufklärung“

Der Fokus liegt hierbei auf der Waffen- und Geräteausbildung sowie dem Gefechtsdienst. Darüber hinaus ist es möglich, die Soldaten erstmals an das Spähgeschäft heranzuführen und
notwendiges Wissen zu vermitteln.

Die derzeitigen Inhalte der Grundausbildung sind viel geringer als noch vor Abschaffung der Wehrpflicht und vor Einführung der europäischen Arbeitszeitrichtlinie. Diese Rahmenbedingungen haben dafür gesorgt, dass die Grundausbildungseinheiten den werdenden Soldaten nicht die notwendige militärische Prägung vermitteln können. Ein Beispiel: Als einer meiner Soldaten – in diesem Fall ein Reserveoffizieranwärter – im Einführungsgespräch äußerte, dass es Ihm hier in der 2. Kompanie sehr gut gefallen würde, da man sich hier noch „richtig melden“ müsste, war ich doch sehr erstaunt. Im Gespräch erfuhr ich dann, dass derlei Ausbildungsabschnitte nicht nachdrücklich in der Grundausbildung gefordert wurden. Dies mögen durchaus „nur“ Kleinigkeiten sein, sie zeigen sich aber in allen Bereichen der Ausbildung. Meine Ausbilder und ich erleben es nur zu häufig, dass die jungen Soldaten mit einer überzogenen Konsumentenhaltung ihren Dienst bei uns antreten und sich häufig das Bild aufdrängt, als sei die Bundeswehr ein bunter Erlebnispark mit vielen Attraktionen. 

Dass der Dienst in den Streitkräften hingegen auch Belastungen und Entbehrungen mit sich bringt und ein hohes Maß an persönlichem Engagement fordert, rückt dabei in den Köpfen der Soldaten häufig in den Hintergrund. Aus diesem Grund ist auch nach meiner Bewertung eine infanteristische Ergänzungsausbildung unbedingt notwendig. Einerseits um den Soldaten das Notwendige technische Verständnis im Umgang mit den gängigen Handwaffen zu vermitteln und andererseits, um militärische Tugenden und Umgangsformen zu vermitteln, die augenscheinlich in der Grundausbildung auf der Strecke bleiben. Es ist unser Anspruch, diese Soldaten im Verband für den Verband mit Leidenschaft, Hingabe und vollem Einsatz auszubilden sowie leistungsfähige Soldaten für die Einheiten zu identifizieren und zu fördern. Besonders in der heutigen Zeit, in der Landesverteidigung und Bündnisverteidigung eben nicht mehr abwegig sind, braucht es mehr denn je gut ausgebildete Soldaten, die militärisch versiert sind, kämpfen können und wollen – dies ist unser Auftrag.

 

OL Zigelski