Die Holsteiner Husaren, auch bekannt als Eutiner Aufklärer, übten vom 20. bis zum 23. Mai auf dem Truppenübungsplatz in Jägerbrück. Dabei traten die Aufklärer über die eigene Stellungstruppe des Jägerbataillons 413 an, spähten gegen reale Feindkräfte bei Tag sowie Nacht und ließen sich durch die Jäger wieder aufnehmen. Was sich nach überschaubaren Abläufen anhört, stellt in der Realität und dem Zusammenspiel unterschiedlicher Einheiten jedoch eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe dar.

Der Spähtruppführer des Fenneks sitzt mit einem Nahsicherer ab, um durch den Kompaniechef auf seiner beweglichen Befehlsstelle (Transportpanzer Fuchs im Hintergrund) für das Antreten über eigene Stellungstruppe eingewiesen zu werden.

Denn es gilt im einem dynamischen Gefechtsszenario, gegebenenfalls unter Feinddruck, in einer unklaren Lage und bei schlechter Sicht, eigene Kräfte koordiniert und sicher in die eigenen Stellungen einfließen zu lassen, ohne dem Feind die Möglichkeit eines Nachstoßes zu geben oder Verluste aufgrund von „Friendly Fire“, also versehentlichen Eigenbeschuss, zu erleiden.

Aufnahme durch eigene Truppe bedarf enger Absprachen

Dabei unterstützen die LUNA-Drohnen des Bataillons die Jäger und die bodengebundene Spähaufklärung bei der Aufnahme. Durch die Aufklärung in der Luft kann ein gutes Lagebild zu den Stellungen eigener Kräfte sowie möglicher feindlicher Einheiten in der Umgebung geschaffen werden, um die Rückführung und Aufnahme besser koordinieren zu können.

Es gilt enge Absprachen zu halten: Welche Kräfte werden aufgenommen? Welche Route nehmen sie? Wie sieht das Erkennungszeichen aus? Wie verhalten wir uns, wenn wir während der Aufnahme angegriffen werden und Fahrzeuge ausfallen?    

 

Der Spähtruppführer bespricht die geplante Bewegungslinie zur Spähaufklärung über die eigene Truppe sowie den angedachten Punkt zur späteren Aufnahme durch eigene Kräfte.

Alles und alle wurden beübt!

Absicht des Bataillonskommandeurs, Oberstleutnant Tobias Aust, war es, alles zu üben, was ein Aufklärungsbataillon „aus dem Stand können muss“. Und so marschierten die Eutiner Aufklärer mit allen Kompanien im Gefechtsmarsch von Eutin nach Jägerbrück. Dabei wurde auch das mehrfache feldmäßige Betanken geübt – u.a. zusammen mit den Betriebsstoffkräften der Flugabwehrraketengruppe 21 in Sanitz.

Fennek (li.) und TPz FUCHS (re.) fahren zur feldmäßigen Betankung nach dem Gefechtsmarsch auf.

In Jägerbrück angekommen flossen alle Teile in einen Verfügungsraum ein und richteten sich für das mehrtägige Leben im Felde ein. Dementsprechend lebten vom Kommandeur bis hin zum jungen Gefreiten alle Soldaten des Bataillons nicht nur die folgenden Tage unter dem Schrägdach in unmittelbarer Nähe ihrer Fahrzeuge, sondern mit der Waffe am Mann kontinuierlich „in der Lage“. Alle und alles wurde beübt: Neben den Panzer-, Radar- sowie leichten Spähern am Boden, dem taktischen Einsatz der Drohnen sowie der Feldnachrichtenkräfte mit einer eingerichteten „Temporären Befragungsstelle für Kriegsgefangene“ in Anlehnung an die Kampftruppe, stand vor allem der Bataillons- sowie die Kompaniegefechtsstände und die rückwärtigen Versorgungsdienste im Mittelpunkt der Übung. Und so fanden sich insbesondere die Gefechtsstandsoldaten und Kameraden der Versorgung und Instandsetzung wiederholt bei Angriffen von verdeckt im rückwärtigen Bereich operierenden Kräfte in ihren Alarmstellungen wieder – bei Tag, aber vor allem auch bei Nacht. Damit will der Kommandeur jedem seiner Männer und Frauen klarmachen, dass „hochintensives Gefecht heute, 360 Grad-Bedrohung für alle jederzeit und überall bedeutet.“ Denn wenn es „hart auf hart kommt“, muss „JEDER Aufklärer kämpfen können“.

 

Vom Späher bis zum Auswerter – jeder Aufklärer muss kämpfen können!

Die „Feindkräfte“ wurden hierbei durch die Regionale Sicherungs- und Unterstützungskompanie „Holstein“ gestellt, die zuvor auf eigener „blauer“ Seite das Bataillon bei der Absicherung des Gefechtsmarsches unterstützt hat. Ein Novum und eine neue Qualität der Zusammenarbeit von aktiver Truppe und Reservisten, was auch durch den Besuch des stellvertretenden Kommandeurs des Kommando für Territoriale Aufgaben – Brigadegeneral Schönfeld – unterstrichen wurde.

Von der Intensität und der Konsequenz des umfassenden Ansatzes der Bataillonsgefechtsübung überzeugte sich auch der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“ – Brigadegeneral Andreas Durst. Denn nur fordernd ausgebildete Aufklärer können den hohen Anspruch erfüllen, das „Auge und Ohr der Brigade“ zu sein. Oberstleutnant Aust zeigt sich hier zuversichtlich: „HOLSTEINER HUSAR hat uns sicherlich einsatzbereiter und schlagkräftiger gemacht: jetzt gilt es, nicht nachzulassen und noch besser zu werden!“

Dazu wird es bereits im August auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz Gelegenheit geben. Hier wird das Bataillon die bei HOLSTEINER HUSAR eingeübten Verfahren mit der Kampftruppe im Rahmen der Brigadegefechtsübung HAFFSCHILD einem Stresstest unterwerfen. Bis dahin gilt für die Eutiner Aufklärer unverändert die Devise: Erkannte Ausbildungslücken schließen und üben – üben – üben!

 

H Simon