Das Führerkorps der Eutiner Aufklärer im militärischen Wettkampf

Beim Führervergleichswettkampf der Eutiner Aufklärer, dem Hubertus-Hilgendorff-Pokal, misst sich das Führerkorps des Bataillons in verschiedensten Disziplinen.

Festhalten an goldgelben Traditionen – auch in Krisenzeiten


„Komm zieh! Du packst das!“, schallt es über den Sportplatz der Rettberg-Kaserne. Ein schweißnasser Soldat zerrt einen Sandsack über den Rasen. Am 22. September führt das Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ seinen jährlichen internen Führervergleichswettkampf, den „Hubertus-Hilgendorff-Pokal“ durch. Aufgrund der derzeitigen Einschränkungen durch das Corona-Virus nicht, wie in den beiden letzten Jahren, in Bad Schwartau, sondern im heimischen Eutin.
Der Austragungsort bildete dabei nicht die einzige Anpassung, die aufgrund der Pandemie von den Eutiner Aufklärern umgesetzt werden musste. Die rund 100 Teilnehmer, aufgeteilt in Kohorten, hielten sich an ein im Vorfeld ausgearbeitetes Hygiene-Konzept. Bei einigen der Stationen musste der obligatorische Mund-Nasen-Schutz getragen werden, Desinfektionsmittel war ständiger Begleiter der Soldaten. Auch die Abschlussfeier, ein Highlight in den letzten Jahren, musste in diesem Jahr auf kleinere Zusammenkünfte im Rahmen der Kohorten begrenzt werden.
Ungetrübt von diesen Einschränkungen gab es wieder eine große und variantenreiche Anzahl an Herausforderungen und Stationen, die durch die hochmotivierten Teams gemeistert werden mussten. Die Wettkampfteams wurden aus allen Offizieren und Unteroffizieren des Bataillons, sowie den Anwärtern gebildet, vom Kommandeur bis zum jungen Obergefreiten (ROA). Dabei galt es wie in jedem Jahr körperliche Fitness, Teamwork und jede Menge Wissen unter Beweis zu stellen, ohne dabei den Spaß an der Sache zu vergessen.

Rennen, Schieben, Denken – vielseitige Stationen
Den Auftakt bildete ein Geschicklichkeits-Wettkampf. Die Teams bildeten eine Kette über den Rasen des Sportplatzes und mussten Wasser mit ihrem Feldessgeschirr von einem Ende zum anderen befördern. Nach Ablauf der Zeit erhielt das Team mit dem meisten transportierten Wasser die höchste Punktzahl.
Anschließend verteilten sich die acht Gruppen auf die verschiedenen Stationen des Stationskreislaufes, der den restlichen Tag bestimmte und sich von der militärischen Badeanstalt bis über nahezu den gesamten Standortübungsplatz ersteckte. Die Stationen waren vielfältig und oftmals mit einem Augenzwinkern versehen. Körperlich anstrengend vor allem die Station „Eilmarsch“, bei der eine hindernisreiche Strecke möglichst schnell überwunden werden musste. Natürlich nicht ohne Erschwernisse wie einen Verwundetentransport und Minen, die auf dem Weg rechtzeitig entdeckt werden mussten. Auch beim Schieben eines Wolfs einschließlich Radwechsel durch einen abtrassierten Parcours war körperliche Fitness gefragt.
Bei der Fernmelde-Station war hingegen eher Wissen gefordert, was mancher seit langer Zeit nicht mehr gebraucht hatte. Neben korrekter Funksprache und Verschleierung waren Bonuspunkte möglich, indem man den in die Jahre gekommenen FFOB/ZB, den „Ackerschnacker“, in Gang brachte.
Überwinden von Hindernissen – und sich selbst
Nerven hingegen waren für den einen oder anderen Soldaten bei der Abseilstation gefragt. Am Ende schafften es alle heil und stolz nach unten. Das Thema Wasser war immer wieder gegenwärtig, weshalb die Teilnehmer froh waren, einen warmen und sonnigen Tag zu erleben. Bei der abgewandelten Hindernisbahn mussten die Aufklärer nicht nur ein offenes Behältnis mit Wasser, sondern auch mehrere rohe Eier unbeschadet bis ins Ziel bringen. Bei der Station „Gewässerüberquerung“ am großen Eutiner See galt es zwar, Soldaten und Ausrüstung trocken über den See zu bringen, der eine oder andere Teilnehmer machte aber doch Bekanntschaft mit dem kühlen Nass des Sees.
Die letzte Station war für alle Gruppen wieder auf dem Sportplatz der Kaserne – das „Soldaten-Grundfitness-Tool“, kurz SGT, in leicht abgewandelter Form. Auf einer kurzen Strecke mit Sprints, dem Tragen von Kanistern und dem Ziehen eines 50kg schweren Sandsacks konnten alle Soldaten noch einmal alles geben.

Der Horst-Krause-Pokal
Im Anschluss an den Military Fitness Parcours wurde dann noch ein weiterer traditionsreicher Pokal ausgetragen – der Horst-Krause-Pokal, benannt und verliehen vom ältesten noch lebenden ehemaligen Soldaten des Bataillons. Hier galt es zunächst in einem Quiz mit Fragen über das Bataillon eine gute Ausgangsituation für das anschließende Tauziehen zu ergattern. Mit Fragen von „wann bekam das Bataillon seinen ersten Luchs?“ (1976) bis „wie viele Bäume säumen den Bataillonsrasen?“ (16) wurden die Gruppen auf ihr Wissen geprüft und die Begegnungen ermittelt.
Beim Horst-Krause-Pokal treten traditionell die Kompanien gegeneinander an, wobei die 1. Kompanie durch den Bataillonsstab verstärkt wird. Durch das Hereinrufen der Antworten und Verwirrung bezüglich einiger Regeln kam es zu hitzigen Diskussionen.

Letztlich konnten sich aber die erste und zweite Kompanie durchsetzen und traten um den ersten Platz gegeneinander an. In einem kräftezehrenden, knappen Match um den Sieg gelang es der ersten Kompanie zentimeterweise, die Soldaten
der „Roten Zwoten“ in ihre Richtung zu ziehen und ihren Titel unter den Anfeuerungsrufen des Bataillons erneut zu verteidigen.

Die Erste holt das „Double“
Am Ende heißt es: Doppelsieg für die 1. Kompanie! Die Ausrichter des diesjährigen Wettkampfes konnten beide Pokale in die „Erste“ holen und ließen die „Rote Zwote“ auf dem zweiten und die vierte Kompanie auf dem dritten Platz hinter sich. Unter dem Jubel des Bataillons freuten sich die doppelten Sieger über ihre Wanderpokale. Doch auch die anderen Teilnehmer konnten auf einen erfolgreichen Tag zurückblicken. Bataillonskommandeur Oberstleutnant Tobias Aust bringt es in seiner Ansprache für die Siegerehrung auf den Punkt. „Wichtig ist, dass Sie sich der Herausforderung als militärische Führer stellen!“ Denn bei allem sportlichen und militärischen Ehrgeiz zähle doch vor allem der olympische Gedanke – dabei sein ist alles. Denn als Führerwettkampf geht es hier eben darum selbst „das zu machen, was Sie sonst von Ihren Untergebenen erwarten und einfordern.“, so Aust weiter. Am Ende können die Teilnehmer stolz auf sich sein. Die Gruppen sind gemeinsam gestartet und gemeinsam angekommen, der Abend kann in geselliger Runde ausklingen.
Im nächsten Jahr – hoffentlich ohne die Auflagen durch Corona – sind alle Teilnehmer wieder begierig darauf, der 1. Kompanie ihre beiden Titel streitig zu machen.

OL Linke