Die letzten Eutiner Soldaten in Mazar-E-Sharif

Ein Bericht über das Geschehene mit noch offenem Ausgang…

Es ging tatsächlich am 20. April 2021 fast pünktlich mit dem Airbus A 400M nach Mazar-E-Sharif. Nach einem etwa 90-minütigem Zwischenstopp in Baku, Aserbeidschan, sind wir um 23:30 Uhr sicher gelandet.

 

Nachdem wir von unseren Vorgängern aus Lüneburg begrüßt wurden, war es an der Zeit unsere Übergangsunterkünfte zu beziehen und die ersten Nachrichten in die Heimat zu versenden. An dieser Stelle muss man auch mal der Bundeswehr ein Kompliment aussprechen. Die Verbindungen in die Heimat sind stetig besser und stabiler geworden, so dass jeder unmittelbar nach Ankunft eine Nachricht an die Liebsten verfassen konnte. Das war bei weitem nicht immer so.
Der erste Tag ging dann auch schon mit Vollgas los. Üblicherweise ist die Übergabe- bzw. Übernahme-Zeit auf zwei Wochen ausgelegt, wir hatten allerdings nur 8 Tage. Also mussten wir uns quasi nebenbei akklimatisieren. Wir haben die zahlreichen, auch der deutschen Bürokratie geschuldeten, Pflichttore überwunden und direkt am ersten Abend noch eine kleine Übersicht in die Lage erhalten. Ob jeder dafür noch die Konzentration hatte, lass ich mal im Raum stehen. Aus eigener Erfahrung habe ich gelernt, dass man quasi „im Vorbeigehen“ mehr aufnimmt als gedacht, und jeder hier im Zug ist gewillt, das Maximum aus dem Tag herauszuholen und scheut es auch nicht, sich am Abend nochmal hinzusetzen und einzulesen.
Bereits am 3. Tag war es dann so weit und unsere beiden Trupps waren das erste Mal außerhalb der Lagermauern, zur sogenannten Area Familarization, unterwegs.
Hierbei geht es darum, einen Überblick über den Einsatzraum zu erhalten und sich ein Bild über das Leben in Mazar-E-Sharif zu machen.

Am 29.04.21 haben uns die Vorgänger dann verlassen und sind wieder Richtung Heimat geflogen. Insgesamt verlief die Zeit sehr harmonisch und der Austausch war ergiebig. Was mich persönlich vom ersten Moment an beeindruck hat, war der Wunsch aller auch einen Blick über den bekannten Tellerrand hinaus werfen zu wollen. Der Vorteil an so einem Einsatz ist, dass man alle Fähigkeiten, welche die Bundeswehr zu bieten hat, zentral an einem Ort findet. So haben wir u.a. in freien Minuten versucht einen Einblick in Fähigkeiten zu erhalten, die für uns wichtig sind, oder aber einen ähnlichen Blick auf die Lageentwicklung haben, wie wir ihn verfolgen. Wir nahmen z.B. Verbindung zum NH-90 Team auf, welche zuständig für die medizinische Evakuierung im Notfall sind. Hier haben wir uns über 2 Stunden informiert, wie das Team arbeitet, welche Verfahren sie anwenden und wie sich Meldungen bzw. die Kommunikation gestaltet.

Aber auch für die schönen Momente war Zeit…

Insgesamt sind wir bestrebt uns stets und ständig neben unserem Kernauftrag weiterzubilden. Inwieweit dieses aber alles noch stattfinden kann, müssen wir leider abwarten, denn es gibt hier ein Wort, das über allem steht – REDEPLOYMENT… sprich: die Rückverlegung!
Bereits unmittelbar nach unserer Ankunft haben sich die Zeitlinien mehrfach verschoben, so dass ein ständiger Umplanungsprozess stattfand, bis wir schlussendlich, zumindest bis zum heutigen Tage, feste Zeitlinien erhalten haben. Das sogenannte „Retrograde to Zero“ begleitet uns hier fast täglich in unserem Wirken. Jeder Bereich muss, wie es im schönen Amtsdeutsch heißt, verkehrssicher gemacht werden. Dieses bedeutet den Rückbau aller Holzelemente wie Sonnenterassen, Unterstände, oder aber auch die Hinterlassenschaften unserer finnischen Vorgänger, wie die Sauna im Bereich Camp Julia. Wie das Foto zeigt, ist hier doch einiges an Sperrmüll zusammengekommen.
Auch die materielle Rückführung ist ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Derzeit ist es einfach beeindruckend, wie versucht wird so ein komplexes und großes Feldlager abzuwickeln. Ich bin der festen Überzeuung, dass den Eutiner Soldaten noch spannende Zeiten bevorstehen…
Abschließend möchte ich mich bei allen Angehörigen und Freunden unseres Zuges wie auch bei der Kameradschaft, sowie bei unserer Patengemeinde in Lensahn, die extra ihr Ortschild demontiert hat, um es uns zukommen zu lassen, für die Unterstützung bedanken. Diesen Zusammenhalt und Rückhalt, sei es durch euch oder durch die Erwähnten, kenne ich so aus anderen Verbänden nicht und das ist etwas Besonderes, was man sich immer bewahren sollte!

OL Florian