Es kann nur einen geben – Totgesagte leben länger

Am 31.03.2010 geschahen große Dinge. Der FC Santa Coloma schlug Casa Estrella del Benfica mit 12:1. Nicole feierte ihr 30jähriges Bühnenjubliäum. Und in Eutin endete eine Ära, der letzte Luchs verließ die Rettberg-Kaserne. Fortan war der Fennek das Gesicht des Bataillons. Obgleich sich das Fahrzeug bei Einsätzen und Übungen durchaus bewährte, war es doch nicht das Gleiche wie ein richtiger Spähpanzer. Die Größe, Beweglichkeit und Geräuscharmut des Luchs hatten viele Jahrzehnte das Bild der Aufklärungstruppe geprägt und wurden von vielen aktiven und ehemaligen Spähtruppführern, aber auch von zivilen Gästen des Bataillons vermisst. Der letzte verbliebene Spähpanzer fristete fortan, wie auch der Leopard 1, als leblose Hülle in einer Ecke des Bataillonsrasens ein kümmerliches Dasein.

Aber diese bleierne Zeit endete am 03. September 2020. An diesem Tag verlegte das große Abholkommando des Bataillons zu einer unchristlich frühen Zeit zur Firma Rheinmetall Defense nach Unterlüß. Auftrag: Make Eutin great again. Die Erwartungen waren hoch: Rheinmetall sollte über einen fahrfähigen Luchs verfügen, dieser sollte dem Aufklärungsbataillon 6 als Leihgabe überlassen werden. Um es vorweg zu nehmen: unsere Erwartungen sollten nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen werden.

Nach dem Eintreffen in Unterlüß übernahm Herr Schaffner von Rheinmetall das Kommando, unter seiner Führung verlegte das Abholkommando in den technischen Bereich. Auf dem Weg dorthin und während des Wartens auf den Luchs konnten etliche faszinierende Fahrzeuge bestaunt (aber leider nicht fotografiert) werden. Und dann war der große Augenblick da. Schwungvoll und geräuschlos wie immer fuhr der Spähpanzer vor.

Sofort machten sich Staunen und Begeisterung breit. Rheinmetall hatte tatsächlich mit unglaublich viel Engagement, Fachwissen und Liebe zum Detail einen Luchs restauriert; nicht nur optisch, sondern auch technisch.
Unverzüglich wurde der Panzer unter vollem Körpereinsatz mit den Insignien des Bataillons versehen und einer gründlichen Besichtigung unterzogen.

Schon mit dem ersten Aufsitzen war alles wieder wie früher. Bedienung, Geräusche, selbst der typische Geruch nach Diesel, Hydrauliköl und Pulverschmauch waren sofort wieder vertraut. Alle Beteiligten waren sich einig: Rheinmetall hat ganze Arbeit geleistet.

Die eigentliche Übergabe gestaltete sich leider etwas unspektakulär, auch die geplante Werksbesichtigung musste dank Corona leider entfallen. Aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben, die Besichtigung wird nachgeholt.

Nach dem Eintreffen in Eutin wurde der Luchs vom ältesten Portepee des Bataillons, OSF Starck, liebevoll vom Auflieger bugsiert und einer kurzen, höchst erfolgreichen Probefahrt auf dem Standortübungsplatz unterzogen. Die einhellige Meinung nach der Fahrt: Vorwärts- und Rückwärtsfahrt, Zweiachs- und Vierachslenkung, alles genau wie früher. Glückwunsch und ganz herzlichen Dank an die Firma Rheinmetall und all ihre Mitarbeiter, sie haben wirklich großartige Arbeit geleistet und es möglich gemacht, daß die Legende weiterlebt.

Mittlerweile hat der Luchs die ersten öffentlichen Auftritte bravourös gemeistert und ganz wie früher alle Zuschauer in seinen Bann gezogen. Das Aufklärungsbataillon 6 (oder darf man jetzt wieder Panzeraufklärungsbataillon sagen?) ist jetzt der einzige Verband der Bundeswehr, der über einen richtigen Spähpanzer verfügt.

Es kann halt nur einen geben.

SF Mundt