Im vergangenen Jahr waren Soldaten des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“ zur Absicherung der Absturzstelle von zwei Euro-Fightern der Bundeswehr in Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt. Dieser Einsatz führte den Soldaten sicherlich wieder einmal schmerzlich die „scharfe Seite des Soldatenberufs“ vor Augen.

Im Frühjahr d.J. viel mir eine Geschichte in die Hand, die schon einmal von der Absicherung einer Flugzeugabsturzstelle durch Eutiner Soldaten berichtete. Sie steht in Zusammenhang mit dem Bombenangriff auf Kiel am 13.06.1943, bei dem der B17- Bomber mit der Kennung 42-3206 von der Bombardement Group 95 von deutschen Jagdfliegern abgeschossen wurde.
Hier der auszugsweise Bericht aus der „Dorf-Chronik zu Ottendorf“, verfasst von Lehrer Dieter Schuhknecht im Herbst 1998 über den Abschuss eines Bombers am Pfingstwochenende des Jahres 1943 (13. Juni):

Flugzeugabsturzstelle 1 km östlich von Barkau bei Eutin.

„Der Wind trägt aus Richtung Kiel das Wummern der Flak-Geschütze und das dumpfe Geräusch der explodierenden Bomben an unser Ohr. Doch man kann ja doch nichts helfen und ändern, und was kann in unserm stillen Dorf wohl viel passieren?

Das dachten wohl die meisten der Dorfgenossen. An- und abschwellendes Flugzeugmotorengeräusch aus Richtung Neustadt lässt uns aufhorchen, aufmerksam werden, und als dann kurze Maschinengewehrstöße an unser Ohr dringen, horchen wir auf.
Dann stößt plötzlich aus den Wolken eine riesige Maschine. Wie der Hund die Schafherde, so umkreisen zwei Messerschmidt-
Jäger den Bomber, dessen Weg eine schwarze Rauchfahne deutlich kennzeichnet. Die Einwohner eilen aus den Häusern, kein Auge lässt ab von dem interessanten Bild. Irgendein Gegenstand löst sich vom Bomber und sinkt rasch nach unten. Da öffnet sich wie ein großer weißer Pilz der Fallschirm und schwebt mit dem abgesprungenen Flieger langsam zu Boden.

Der Verlust dieser B-17F deckt sich mit einem Bericht über die vermisste Flugzeugbesatzung – der mehr als ein Jahr nach den Ereignissen verfasst wurde.
Dem Bericht ist eine Abschrift eines deutschen Originaldokuments beigefügt, das weitere Informationen über den Verlust enthält.

In diesem kurzen Telegram wird die „Zeit des Absturzes“ mit 13. Juni 1943 um 0940 angegeben, der Ort wird als „In den See von Barkau, 1 km östlich von Barkau bei Eutin“ angegeben. Die Markierung des Flugzeugs ist deutlich als „42-3206 auf der Flosse“ gekennzeichnet. Das Flugzeug soll „durch einen Absturz auf dem Wasser völlig zerfetzt worden sein“.

Der Bomber, der dauernd an Höhe verliert, überfliegt unseren Ort. Die Messerschmidt-Jäger umkreisen ihn wie Raubvögel, doch kein Schuss fällt mehr; der Bomber hat scheinbar genug. Wieder schwebt die weiße Kugel eines Fallschirms zur Erde. Die Maschine sinkt tiefer und verschwindet in der Nähe des Barkauer Sees.

Da, ein dumpfer Aufschlag aber keine Explosion, kein Rauchpilz. Die Maschine muss in den See gestürzt sein. Die Erregung, die sich der Bevölkerung bemächtigt hat, macht sich in einem Jubelausbruch Luft. Stolz ist man auf „unsere Jäger“, die noch eine Kurve ziehen und verschwinden.
Zur Bergung des Bombers heißt es weiter: Viele Menschen aus der Umgebung hat das Ereignis angelockt. Amtliche Personen erscheinen mit Autos, Neugierige zu Fuß, mit Rad oder Pferd und Wagen. Eine Gruppe Infanterie unter Führung eines Unteroffiziers trifft mit voller Ausrüstung – Karabiner und LMG – von der Unteroffiziersschule Eutin ein. Die Soldaten lösen sofort die Barkauer und Ottendorfer Posten ab und übernehmen die Absperrung.


Die Bergung des im moorigen Grund des Sees tief eingesunkenen Flugzeugs wird von einem 15 Mann starken Bergungskommando vom Fliegerhorst Blankensee durchgeführt. Eine genaue Untersuchung der Umgebung des Flugzeugs fördert ein totes Besatzungsmitglied zu Tage. Der Tote, es ist der Heckschütze, liegt 2 km landeinwärts von der Maschine. Unter der Fliegerkombination trägt der Tote einen Monteuranzug und darunter keine Uniform, sondern einen Zivilanzug. Die Erkennungsmarke weist ihn als Amerikaner aus.

Der Standort Eutin lässt durch eine Eutiner Bestattungsfirma den Toten einsargen und auf dem Eutiner Friedhof beisetzen.
Soweit der Bericht. Leider lassen sich heute keine weiteren Details oder Spuren mehr feststellen, die insbesondere für den Partnerschaftsverein Eutin – Lawrence in Kansas/USA von besonderem Interesse gewesen wären.

W. Hertz und M. Vollertsen

Als Stützpunkt der Kriegsmarine, Endpunkt des Nord-Ostsee-Kanals und Standort der drei Großwerften Howaldtswerke, DWK und Germaniawerft am Ostufer der Förde, geriet die Stadt schon früh in den Fokus der alliierten Bomber: ein erster Luftangriff der Briten war am 2. Juli 1940. Allein 1943 erfolgten sechs Großangriffe.

Die Luftangriffe am 14. Mai und 13. Dezember in jenem Jahr brachten etwa 500 Tote und große Zerstörungen in der Innenstadt. Beim schwersten Angriff am 26. August 1944 warfen 800 Maschinen zwischen 22.55 und 23.20 Uhr rund 300 Luftminen, 1.000 Spreng- und 100.000 Brandbomben ab.

Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 lagen über 5 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt in Kiel. 35 % aller Gebäude waren zerstört, weitere 40 % beschädigt. Von den Wohnungen waren 40 % zerstört, 40 % beschädigt und nur die restlichen 20 % unversehrt.

Ziel der Luftangriffe auf Kiel: Die Werft Deutsche Werke Kiel (DWK).