Führerweiterbildung: General Defense Plan

Am 28.10. führte das Aufklärungsbataillon 6 eine Führerweiterbildung zum Thema General Defense Plan (GDP) durch. Dieser bezeichnete die Strategie der Verteidigung gegen die Kräfte des Warschauer Paktes zu Zeiten des Kalten Krieges auf westdeutschem Gebiet. Neben einer historischen Erweiterung des Horizonts, für viele der jungen Offiziere war der Begriff völliges Neuland, stand dabei auch der taktische Gesichtspunkt im Vordergrund. Viele der damals angewandten Grundsätze lassen sich auch in heutige Szenarien übertragen. Gerade die Rückbesinnung auf die Landes- bzw. Bündnisverteidigung mit einem panzerstarken Gegner im Osten sorgt dafür, dass viele Inhalte des General Defense Plan nach wie vor aktuellen Bezug haben.

Nach der Begrüßung und Einleitung durch den Bataillonskommandeur Oberstleutnant Tobias Aust gab Oberstleutnant Dr. Hammerich vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr einen ersten Gesamtüberblick über die damaligen Strategien, welche sich im Laufe der Jahrzehnte wandelten.
Anschließend nahm Major a.D. Mahnke das Führerkorps mit in eine Zeitreise in die 80er Jahre, in denen er als stellvertretender Zugführer eines Jägerzugs selbst an der Sicherung einer Brücke im Rahmen des GDP eingesetzt war. Damals war alles einfacher, die Fronten waren klar und ein Divisionsbefehl war 20 Seiten lang, scherzte Mahnke. So wurden die Teilnehmer von der strategischen Ebene, dem „großen Ganzen“, welches Dr. Hammerich aufgezeigt hatte auf die taktische Ebene eines Zuges geführt.
Stabsfeldwebel Siedentopf, Wallmeister des Landeskommandos Niedersachsen zeigte dann tatsächliche Umsetzung der großangelegten Sperrpläne im Verlauf der innerdeutschen Grenze auf. Die verschiedenen Möglichkeiten von Sperren, wo diese flächendeckend eingesetzt waren und wo man noch heute die Spuren der Deutschlandweit verlegten Vorbereitungen einer Verteidigung erkennen kann löste gerade bei den jüngeren Zuhörern Erstaunen aus.
Im Anschluss ging es von der Theorie in die Praxis über. Der unverzichtbare Blick ins Gelände führte die Teilnehmer zunächst an eben jene Brücke in Lübeck-Moisling, welche Major a.D. Mahnke vor über 30 Jahren mit seinen Soldaten sicherte und im Ernstfall sprengen sollte. Dabei besprachen die Teilnehmer eigene Möglichkeiten sowie die eines potentiellen Feindes. Natürlich wurde die Sicherung der Brücke durch die „Goldgelbe Brille“ eines
Aufklärers betrachtet, Möglichkeiten einer Annäherung durch Späher oder der Aufklärbarkeit aus der Luft abgewägt und mit den Referenten diskutiert.
Wallmeister Siedentopf führte die Offiziere und Unteroffiziere dann abschließend in die Lübecker Innenstadt. Auf der Moltkebrücke sind noch heute die Vorrichtungen zum Errichten einer Stecksperre zu erkennen. Mit originalen Sperrbüchern von damals ausgestattet wurde den Offizieren und Unteroffizieren „von Sechs“ bildlich gezeigt, wo und wie der damalige Frontverlauf damals ausgesehen hätte.
Im Feierabendverkehr ging es dann zurück in die Kaserne. Bei einem Kaltgetränk wurde dann noch bis in den Abend diskutiert, ausgewertet und gefachsimpelt.

OL Linke