Grußwort Kommandeur – 02/2021

Soldatinnen und Soldaten,
Freunde, Förderer und Kameraden des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“,

gern hätte ich mit dieser ersten Begrüßung die Zeit nach Corona mit einem bunten Strauß geplanter Veranstaltungen eingeleitet. Leider befinden wir uns jedoch erneut bzw. noch immer in der Pandemie und auch der Corona-Einsatz ist noch nicht zu Ende. Absagen, Verschiebungen, Testungen und Amtshilfeeinsätze begleiten uns weiter. Zum Redaktionsschluss standen die Ausmaße noch nicht fest; die Prognose stimmt mich jedoch zurückhaltend. Leider mussten wir uns bereits entscheiden, den gemeinsamen Neujahrsempfang mit der Stadt Eutin abzusagen. Im bisher längsten Hilfseinsatz ihrer Geschichte hat die Bundeswehr bereits viel geleistet und tut dies auch weiterhin mit großem Engagement. Dennoch hängt hieran ganz wesentlich das Preisschild „Ausbildung“.

Ende September durfte ich endlich das stolze Eutiner Aufklärungsbataillon übernehmen. Wenngleich meine Zeit als Chef der 5. Kompanie nun gut zehn Jahre zurückliegt, erinnere ich mich noch gut und oft an diese schöne Zeit. Es waren eben diese tolle Erlebnisse, die Kameradschaft, die einmalige Verwurzelung in der Region und die Professionalität der Angehörigen des Bataillons, die Eutin zu meinem absoluten Wunschbataillon machten. Der Ehre, dieses ganz besondere, andere Bataillon führen zu dürfen, bin ich mir bewusst. An dieser Stelle möchte ich mich für die vielen Glückwüsche zu meiner Übernahme bedanken. Durch die vielseitigen Ausbildungs- und Übungsvorhaben war es mir nur schwer möglich, alle persönlich zu adressieren. Auch mein Stellvertreter ist neu: Oberstleutnant Sascha Bader trat gleichzeitig mit mir seinen Dienst im letzten Quartal an und mit der Führung der „Fünften“ haben wir noch eine weitere Verbindung.

Die vor uns liegenden drei Jahre sind gemäß der Planung der Brigade vergleichsweise schnell skizziert: Zwei Jahre liegt der Fokus auf dem hochintensiven Gefecht, als Teil der Landes- und Bündnisverteidigung, bevor 2024 zum Einsatzjahr der PzGrenBrig 41 wird.

Abhängig von der Lageentwicklung, wird sich mit der Veröffentlichung dieser Ausgabe der Großteil unsers Bataillons nicht in Eutin, sondern in Hohenfels, im sog. Joint Military Readiness Center (JMRC), befinden. Mit der multinationalen Großübung ALLIED SPIRIT 2022 beginnt das neue Jahr unmittelbar mit einer Volltruppenübung die es in sich hat: über 6000 Soldaten, 12 Nationen, ein anspruchsvolles Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung und mit einem Kernübungszeitraum von mindestens zehn Tagen – ohne Unterbrechung. Auch wenn wir in der Übung das „Auge und Ohr“ einer lettischen Brigade sein werden, verspreche ich mir einen Ausbildungsgewinn für unsere Kernfähigkeiten. Insbesondere die gesammelten Erfahrungen und Lehren, werden einen wesentlichen Einfluss auf die Aus- und Weiterbildungsplanungen der folgenden Monate haben.
Im vergangenen Jahr endete in Afghanistan nach 20 Jahren der bisher verlustreichste, gefährlichste Einsatz unserer Bundeswehr. Die Bundeswehr hat ihren Auftrag erfüllt!
Glücklicherweise hatte unser Bataillon keine Toten zu beklagen. Jedoch verloren 59 deutsche Soldaten in Afghanistan ihr Leben. Viele mehr wurden an Seele oder Körper für immer verwundet. Wenngleich der Einsatz in Afghanistan offiziell beendet ist, werden und wollen wir ihn und den damit verbundenen, vielschichtigen Preis nicht vergessen, sondern als ein festes Kapitel unserer Bundeswehrgeschichte bewahren.
Der neue Fokus liegt nun für unsere Brigade ab 2024 in Afrika. Das Aufklärungsbataillon 6 wird hierzu schon ab 2023 Feldnachrichtenkräfte nach Mali entsenden. Für 2024 ist dort der Einsatz einer gemischten Aufklärungskompanie geplant. Bereits in diesem Jahr wird das Bataillon eine gemischte Aufklärungskompanie als Verstärkungskräfte für die Mission Enhanced Forward Presence nach Litauen entsenden; 2023 erneut.

Der Auftrag der Bundeswehr wird auch nach dem Afghanistaneinsatz aus der Parallelität von Auslandseinsätzen und dem Kernauftrag der Landes- und Bündnisverteidigung bestehen. Diese Gleichzeitigkeit wiegt deutlich schwerer als eine sequenzielle Fokussierung und ist die wesentliche Herausforderung für Ausbildung und Übung. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung unserer Soldatinnen und Soldaten ist somit uneingeschränkter Schwerpunkt. Mögen die Rahmenbedingungen durch fehlendes Material oder die Entwicklung der Pandemie noch so schwierig sein – die Ausbildung muss weitergehen. Dies kann nur durch Kreativität, Flexibilität und dem großen Leistungswillen unserer Soldaten gelingen – und genau dieses haben die Eutiner
Aufklärer schon so oft unter Beweis gestellt. Gleichzeitig trägt uns die beispielgebende Unterstützung unserer Kameradschaft. Ich freue mich auf die spannende, gemeinsame Zeit mit Ihnen allen und wünsche Ihnen nun viel Freude mit der gelungenen Ausgabe des Aufklärers.
Zudem wünsche ich Ihnen und Ihren Familien ein frohes und gesundes neues Jahr!

Mit kräftigem Horrido

Ihr

Hendrik Hoffmann
Oberstleutnant