Soldaten, Freunde und Förderer des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“!
Das Jahr 2020 begann wie 2019 endete: voller Ausbildungen und Übungen. Ambitioniertes Ziel für die Eutiner Aufklärer ist dieses Jahr nicht nur der Fähigkeitserhalt, sondern gar die Steigerung unseres Könnens im hochintensiven Gefecht. Denn das neue Jahrzehnt verspricht nicht weniger sicherheitspolitisch volatil zu werden, wie sich die Welt insbesondere seit dem Zäsurjahr 2014 darstellt. Als Stichworte seien hier aus deutscher und europäischer Sicht vor allem die Instabilität an der NATO-Ostflanke sowie im Nahen Osten und Nordafrika genannt, das angespannte transatlantische Verhältnis, aber auch die weitreichenden strategischen Ambitionen Chinas.

Oberstleutnant Aust

Entsprechend stiegen wir noch im Januar mit einer Grundlagenausbildung ein – der sogenannten Kombinierten Führer- und Truppenausbildung. Kaum drei Wochen später im Februar setzten wir das hier erlernte im Bataillonsspähparcours HOLSTEIN RITT um. Im März schließlich der vorläufige Höhepunkt: die jährliche Bataillonsgefechtsübung HOLSTEINER HUSAR auf dem Truppenübungsplatz Jägerbrück.
Und dann kam Corona. Wähnten wir uns auf dem Übungsplatz mit seinen bereits äußerst reduzierten Sozialkontakten in einer Art selbstgewählten Quarantäne, ereilten uns die Auswirkungen der Epidemie auch in der nordöstlichsten Ecke Deutschlands. Zurück im Standort schalteten wir auf Krisenmodus. Die Bilder des Einsatzes der italienischen Armee in Bergamo vor Augen, bereiteten wir uns auf mögliche Hilfeleistungen vor, teilten Bereitschaftszüge ein und bildeten Alarmketten. Vor allem aber galt und gilt es, Infektionen im Bataillon zu unterbinden. Entsprechend begab sich die Masse des Bataillons wie das gesamte Land in den „Lockdown“ – ein Novum in der Geschichte „von Sechs“.
Mittlerweile hat sich die Sicht etwas aufgeklart. Die erwarteten Unterstützungsanträge an das Bataillon sind ausgeblieben, ebenso ist es bis dato zu keinen Infektionen unter unseren Soldaten gekommen – und wir wollen alles dafür tun, dass dies so bleibt. Seit Mai nehmen wir sukzessive wieder den regulären Ausbildungsbetrieb auf und sind mittlerweile in Ausbildung und Übung wieder recht gut unterwegs. Denn Einsatzbereitschaft hat für uns Eutiner Aufklärer in Corona-Zeiten zwei Seiten einer Medaille: Gesund bleiben und gleichzeitig unseren Ausbildungsstand zu halten – sprich die Balance zwischen individueller Gesunderhaltung und militärischer Professionalität in unverändert sicherheitspolitisch unruhigen Zeiten. Das Ganze freilich unter den Bedingungen einer „neuen Normalität“ und einem eigens hierfür erstellten „Corona-Knigge“.
Die Corona-Lage hat es ferner erfordert, nicht nur Ausbildungsvorhaben, sondern auch einige öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie zum Beispiel unsere halbjährliche Blaue Stunde abzusagen. Dies erfolgte von unserer Seite mit größtem Bedauern, war jedoch angesichts der allgemeinen Lage unausweichlich. Gleichwohl ist uns bewusst, wie wichtig derartige Veranstaltungen für die tiefe Verwurzelung des Bataillons in die Region sind. Deshalb ist es uns eine Herzensangelegenheit, die Veranstaltungen wieder anzubieten, sobald es die Umstände wieder zulassen – wenn möglich noch in diesem Jahr, spätestens jedoch in 2021. Hierzu bitte ich Sie um Verständnis und Geduld. Wir wiederum wollen neben der unbedingten Vermeidung unnötiger Infektionsrisiken, Augenmaß sowie Pragmatismus walten lassen und gegebenenfalls neue Wege suchen.
Die Corona-Lage ist für uns alle neu – ich zumindest kann mich an eine vergleichbare Situation nicht erinnern. „Von Sechs“ hat jedoch in seiner über sechzigjährigen Geschichte bereits einige Lagen gemeistert, von der Sturmflut 1962 bis hin zum Gefecht in unseren zahlreichen Einsätzen. Denn insbesondere, wenn es darum geht, ins Ungewisse zu handeln, ist auf unsere Männer und Frauen Verlass! Da wird nicht verzagt, sondern mit einer Mischung aus professioneller Gelassenheit und Zuversicht angepackt – so auch diesmal. Wieder einmal bin ich stolz und froh, diesem Bataillon „von Sechs“ als meiner militärischen Heimat vorstehen zu dürfen.

In der Hoffnung, dass sich die Lage immer weiter entspannt, bleiben Sie und Ihre Angehörigen bitte weiterhin gesund!

Mit einem kräftigen und zuversichtlichen Horrido!

Stets Ihr

Tobias Aust

01.07.2020