Heereseinheitliche Taktische Weiterbildung

Junge Offiziere „von 6“ absolvieren erfolgreich das Weiterbildungsmodul HTW

Die älteren Offiziere kennen die HTW, da sie auch früher schon verpflichtender Bestandteil der Offizierweiterbildung war. Dennoch war sie nicht immer gleich, wurde mehrfach verändert und angepasst.

Daher hier zunächst ein kleiner Rückblick.

Wesentliche Grundlagen der Offizierausbildung werden an der Offizierschule des Heeres, kurz OSH, in Dresden vermittelt. Die Hauptthemen sind Taktik, Militärgeschichte und Menschenführung. Taktik ist Handwerkszeug eines jeden Offiziers und schafft die erforderlichen Grundlagen und das Verständnis von Führung im Gefecht und vom Zusammenwirken der Kräfte und Truppengattungen. Sie bildet somit die Grundlage für jeden militärischen Führer und Führungsgehilfen. Während der Ausbildung schult sich der Lehrgangsteilnehmer in der Funktion des Bataillonskommandeurs eines verstärkten Panzergrenadierbataillons und lernt so systematisch im deutschen Führungsprozess Entscheidungen zur Erfüllung des jeweiligen Auftrages zu treffen.

Aber warum dann noch HTW?

Mit der Einführung des Studiums 1973 an den Universitäten der Bundeswehr entstand eine mehrjährige Lücke, in der keine taktische Aus- oder Weiterbildung mehr stattfand. Dort standen andere, studiumrelevante Ausbildungsinhalte im Mittelpunkt. Taktisches Wissen und praktische Erfahrungen gingen verloren. Um diese Lücke für den Einsatz als militärischer Führer zu schließen, wurde 1977 die Heereseinheitliche Taktische Weiterbildung (HTW) eingeführt. Sie diente dazu, an zurückliegende Kenntnisse anzuknüpfen, diese zu aktualisieren und das taktische Grundverständnis als gemeinsame Basis für jeden Offizier im Heer zu schaffen.

Aufgrund der Reduzierung der Bundeswehr und der damit gesunkenen Anzahl der Lehrgangsteilnehmer, wurde die HTW 2005 abgeschafft. Zur Kompensation wurde ein neuer Lehrgang an der OSH eingerichtet. Dies war im Ergebnis jedoch nicht zufriedenstellend.

Daher wurde 2012 im Bereich der Panzergrenadierbrigade 41 unter dem damaligen Kommandeur, BrigGen Marlow, die Taktische Offizierweiterbildung (TOB) entwickelt und eingeführt, die sich stark an der ehemaligen HTW orientiert hat und sich auch auf Lagen des Taktikzentrums gestützt hat.

Wegen der dabei gemachten guten Erfahrungen wurde Anfang 2019 die HTW durch den damaligen Inspekteur des Heeres, Herrn General Vollmer, für alle jungen Heeresoffiziere wieder eingeführt.

In diesem Jahr durfte auch ich an der HTW teilnehmen. Nach einer kurzen ersten Zusammenziehung der Teilnehmer zur Einweisung in den Gesamtablauf und zur inhaltlichen Auffrischung, erhielten wir eine Fernaufgabe (Hausaufgabe) für die Verteidigung eines Raumes bei Braunschweig. Die Aufgabe musste von jedem HTW-Teilnehmer selbständig in der Dienststelle parallel zu den täglichen anderen Aufgaben in der Kompanie bearbeitet und der Entscheidungsfindungsprozess abgearbeitet werden. Dazu war nicht nur ausgiebiges Vorschriftenstudium erforderlich, sondern vor allem der Wissens- und Erfahrungsaustausch mit den Kameradinnen und Kameraden essenziell wichtig. Das fertige Arbeitsergebnis wurde dann durch meine zuständigen Lehrstabsoffiziere geprüft und bewertet.

Im Anschluss folgte Teil II der HTW: die einwöchige Zusammenziehung in Braunschweig. Diesmal von der Division organisiert, erhielten wir dort zunächst einige Grundsatzvorträge über Taktik, dann verlegten wir in das reale Gelände mit der von uns am Schreibtisch bearbeiteten Lage. Wir lernten: Der Blick ins Gelände ist durch nichts zu ersetzen. Wir sahen das Gelände, bzw. den Operationsraum, von verschiedenen Seiten, sind das Aufwachsen der Lage durchgegangen und mussten in Teilen den eigenen Operationsplan anpassen, da die Realität nicht immer mit der Planung am grünen Tisch zusammenpasste.

Jeder Teilnehmer musste auch eine Geländeorientierung vor-
tragen, um praktisch zu zeigen, dass er die Lage verinnerlicht hat und den Plan ins Gelände projizieren konnte. Jeder hat dabei erfahren, wie wesentlich ein sorgfältigen Kartenstudium UND eine eingehende Erkundung sind.

Am Ende haben alle Teilnehmenden unseres Bataillons die HTW bestanden und somit muss auch keiner nächstes Jahr wiederholen.

Lt K.