Kombinierte Führer –und Truppenausbildung

Mit der „Kombinierten Truppen- und Führerausbildung“ (KoFTrA) im Rahmen der Holstein Serie bereitet sich das Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ auf die multinationale Übung „Allied Spirit“ und die Teilnahme an der NATO-Vornepräsenz in Litauen im nächsten Jahr vor.

Das Dröhnen etlicher Motoren hallt an diesem klaren Dienstagmorgen durch die Kaserne. Fast das gesamte Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ ist auf den Beinen, trifft letzte Vorbereitungen, bevor es endlich wieder „raus“ geht. Bei der zweiten „Kombinierten Führer- und Truppenausbildung (KoFTrA) des Jahres sind wieder alle vier Kompanien und der Stab des Verbandes für zwei Wochen in Aus- und Weiterbildung gefordert.

Das Ziel der Ausbildung hat der Kommandeur tags zuvor bei seiner rund zweistündigen Grundlagenunterricht an die militärischen Führer des Bataillons ausgegeben: Handlungssicherheit für die Herausforderungen in 2022, die multinationale Übung Allied Spirit und die Beteiligung an der NATO-Mission enhanced Forward Presence in Litauen. KoFTrA gibt dazu die Gelegenheit Standards zu überprüfen und zu vertiefen, Ausbildung zu vertiefen und auch neue Aspekte auszuprobieren und umzusetzen. Die neue Qualität einer unbemannten Bedrohung aus der Luft beispielsweise ist gerade bei vermeintlich klassischen Ausbildungen wie dem Marsch und dem Beziehen von Räumen ein nicht zu vernachlässigender Faktor.
Üben übt, und so ist es für die jungen Soldaten, als auch für die „alten Hasen“ immer wieder wichtig, standardisierte Abläufe wieder und wieder durchzuführen.

Die Stabs- und Versorgungskompanie in der Ausbildung

Für die 1. Kompanie bedeutet das in einem hochintensiven Szenario: Errichten eines Bataillonsversorgungspunktes und des Unterstützungsgefechtsstands. Von hier aus werden dann die Sensoren versorgt, die Spähtrupps betankt und munitioniert, die Gefechtsfahrzeuge der Kompanien und die unbemannten abbildenden Aufklärungssysteme der 4. Kompanie instandgesetzt.
Verpflegung, Nachschub, Munition – all dies wird hier durch den  Unterstützungsgefechtsstand koordiniert, der stets enge Verbindung zum Hauptgefechtsstand des Bataillons hält. Parallel dazu werden die Soldaten der ersten Kompanie im soldatischen Grundhandwerk beübt. Auch das ist KoFTrA:
Leben im Felde, Sicherungsausbildung, Alarmposten: Essentielle Fähigkeiten des Soldatenberufs werden wieder und wieder vertieft und ausgebildet.

Die „Rote Zwote“ späht wieder in Ostholstein
In der „Roten Zwoten“ geht es auf den Standortübungsplatz in Eutin. Zunächst steht das Kerngeschäft der Späher auf dem Programm: Panzerspähaufklärung mit dem Fennek.
Hierbei wird der Schwerpunkt neben der Versteckausbildung vor allem auf die „besonderen Gefechtshandlungen“ in der Spähaufklärung gelegt. Zum Beispiel die Rückführung und Aufnahme, bei der die Aufklärer bei der Rückkehr aus Feindgebiet von der eigenen Sicherungstruppe aufgenommen werden.
Bei bestem „Späherwetter“ geht es dann in die zweite Woche der KoFTrA. Im Klartext: Es regnet, stürmt, und die Temperaturen sinken. Für die 2. Kompanie genau das richtige Wetter um den Schwerpunkt der Ausbildung auf die abgesessene und stationäre Ausbildung zu legen. „Viel sehen ohne gesehen zu werden“ – ein Grundsatz der bei den Aufklärern Auftrag und Lebensversicherung zugleich bedeutet und durch eine sorgfältige Tarnung und Stellungswahl erreicht wird. Hiervon überzeugte sich auch der stellvertretende Generalinspekteur, der sich zum Informationsbesuch bei den Eutiner Aufklärern befand.
Feldnachrichtenkräfte und leichte Späher Seite an Seite „Motoren an, Delta 1 Marsch!“ Mit diesem Befehl startet die Dritte Kompanie in den praktischen Anteil der kombinierten Truppen und Führerausbildung. Vorangegangen waren Grundlagenunterrichte für die jeweiligen taktischen Führer, sowie Ausbildungen in den Teileinheiten – nun gilt es jedoch das gelernte in die Praxis umzusetzen.
Kaum hat die Kompanie den Auslaufpunkt erreicht, werden mit Blick ins Gelände die Inhalte aus den Unterrichten wieder aufgegriffen. Denn beim Beziehen von Räumen ist die Kompanie nicht nur besonders verwundbar, sondern angesichts der vielen verschiedenen Fahrzeugmuster und Fähigkeiten auch der Koordinationsaufwand entsprechend hoch. Diese Diversität ist jedoch nicht nur Herausforderung, sondern zugleich wesentliches Merkmal der 3. Kompanie und auch ihre Stärke. Denn die Dritte vereint neben den Feldnachrichtenkräften, welche mit Gesprächsaufklärung zum Lagebild beitragen und während der KoFTrA auch die Kriegsgefangenenbefragung in Übereinstimmung mit dem humanitären Völkerrecht beüben, auch die infanteristischen leichten Späher, die vor allem im abgesessenen Einsatz hinter feindlichen Linien ihr volles Potential ausschöpfen. Überall heißt es: Besatzungen aus- und weiterbilden, Verbindung halten und Standards erarbeiten.

Die 4. Kompanie trifft auf Feind
Für die 4. Kompanie beginnt die KoFTrA ebenfalls mit einem Gefechtsmarsch, der sich aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichsten Gefechts- und Unterstützungsfahrzeugen erneut als Koordinationsleistung entpuppt. Marschiert wird durch Ostholstein, das Beziehen von Räumen und gerade der häufige Wechsel der Verfügungsräume sind für die 4./- besonders wichtig. Warum? Die Kompanie verfügt über die Flugsysteme KZO und LUNA, welche aus der Luft weit in der Tiefe aufklären können.
Die Bodenkontrollstationen dieser Systeme sind aber aufgrund ihrer  Elektromagnetischen Emissionen aufklärbar und ein dankbares Ziel für feindliche Angriffe – sei es mit Steilfeuer oder durch Luftstreitkräfte.

Neben den UAV, den unmanned air vehicels, gehört auch die Radaraufklärung zur 4. Kompanie. Mit dem Fuchs ausgestattet verfügen sie zwar in der Kompanie über die höchste Feuerkraft, gleichwohl entscheidet auch hier der Gefechtsdrill bei überraschend auftretendem Feind über Leben und Tod. „Feuer, Nebel, Rückwärts Marsch!“ oder das Durchstoßen müssen in einer solchen Situation reibungslos funktionieren.

Der Bataillonsstab auf neuen Wegen
Auch der Bataillonsstab nutzt die zwei Wochen KoFTrA, um neue Standards festzulegen und zu vertiefen. Ein hochintensives Szenario, in Verbindung mit den gezogenen Lehren aus den aktuellen Konflikten in der Ostukraine, Syrien und Bergkarabach bedingen einen hochmobilen, schnell verlegbaren Gefechtsstand. Mit einer Zeltlösung verfügen die Eutiner Aufklärer bereits seit mehreren Jahren über einen verlegbaren Bataillonsgefechtsstand. Es gilt aber noch schlanker und agiler zu werden. Der Gefechtsstand mit mobilen Anhängern und Kabinen, der schnelle Auf- und Abbau sowie die zügige Führungsbereitschaft standen im Fokus der Ausbildung. Gleichzeitig muss mit einem vorgeschobenen Gefechtsstand während der Verlegung die Führungsfähigkeit stets gewahrt bleiben.
Gleichzeitig wird das neue digitale Führungssystem Sitaware, welches ebenfalls seit kurzem im Bataillon implementiert ist, erfolgreich erprobt. Eine fordernde, aber absolut notwendige Kombinierte Führer- und Truppenausbildung!

OL Linke
OL Müller