LUNA in Altengrabow

Leichter gesagt als getan

Mit Ablauf des Februar 2023 näherte sich für den LUNA Zug der 4./AufklBtl 6 mit dem anstehenden Truppenübungsplatzaufenthalt des Bataillons in ALTENGRABOW und dem damit verbundenen Flugbetrieb der Höhepunkt des Quartals. Entsprechend groß war die Freude der Soldaten, wieder in der Praxis den luftgestützten Sensoreinsatz bei Tag und Nacht üben zu können.

Voraussetzungen dafür sind neben ausgebildetem und einsatzbereitem Personal ein nutzbarer Luftraum, zugewiesene Flugfrequenzen, eine Flugwetterberatung, aber vor allem einsatzbereites und geprüftes Material. Ein Unmanned Aircraft System (UAS) LUNA besteht aus einer Bodenkontrollstation, einer Telemetrieantenne, einem Startkatapult und den Fluggeräten LUNA. Nicht zu vergessen ist die Werkstattausstattung (WSA) der Drohneninstandsetzung, die auf dem Transportfahrzeug YAK mitgeführt wird. Die WSA ist mittelbar Systembestandteil, da sie zwingend zur Instandsetzung der Fluggeräte erforderlich ist.

Der unbemannte, luftgestützte Sensoreinsatz bietet, wie der Krieg gegen die Ukraine umfassend bestätigt, gegenüber bodengebundenen Sensoren erhebliche Vorteile: Abstandsfähigkeit, zeitliche u. räumliche Flexibilität, sowie die Übertragung der Aufklärungsergebnisse in Echtzeit an die Bodenkontrollstation. Für die übergeordnete Führung leisten UAS also einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag zur zeitgerechten und umfassenden Verdichtung des Lagebildes. Erhält der Zug einen Aufklärungsauftrag, werden die Flugwege zum Aufklärungsziel ausgeplant und das Fluggerät gestartet. Die Luftbilddaten werden nun in Echtzeit an den Luftbildauswerter gesendet und in Aufklärungsergebnisse übersetzt. Diese werden anschließend über Funk an den Gefechtsstand der Kompanie gemeldet. Für den Truppenübungsplatzaufenthalt in Altengrabow wurden im Schnitt vier Flüge pro Tag von je einer bis zwei Stunden geplant. Das ungünstige Altengrabower Märzwetter setzte dem Flugbetrieb aber deutliche Grenzen, da Schneefall, Hagel und kräftiger Wind zu Schäden, Unfällen oder gar einem Verlust des Fluggeräts führen können.

Für Außenstehende führt die wetterbedingte Meldung über die Absage des Flugbetriebs in der Regel zu der Schlussfolgerung, dass LUNA de facto höchstens bei Sonnenschein und Windstille fliegen könne und der übergeordneten Führung als Auge am Himmel nur sehr begrenzt zur Verfügung stünde. Dabei handelt es sich jedoch um einen Trugschluss. Die Einschränkungen bei definierten meteorologischen Parametern gelten primär für den Ausbildungs- und Übungsbetrieb, insbesondere im Kontext mit den strengen deutschen Flugsicherheitsauflagen und dem Streben nach Schonung kritischer Ressourcen der Bundeswehr. Die für den Flugbetrieb ungünstigen Wetterbedingungen haben letztlich dazu geführt, dass von ursprünglich pro Tag geplanten vier Flügen während der zweiwöchigen Flugkampagne lediglich insgesamt drei Flüge für je eine Stunde, dafür unter erschwerten Bedingungen bei Nacht, realisiert werden konnten. Dennoch ist festzuhalten, dass der Einsatz von UAS ein fester Bestandteil moderne Kriegsführung ist. Das Beispiel Altengrabow unterstreicht jedoch auch, dass der ausschließliche Einsatz von UAS nicht die Goldrandlösung ist und Aufklärung auch im 21. Jahrhundert durch die Kombination verschiedener, einander ergänzender Sensoren durchgeführt werden muss.

Hptm Carina R.