Namen schaffen Verbindung

Zur Umbenennung der Rettberg-Kaserne

Was lange währt....Eine kurze Information zum Sachstand der Umbenennungsdiskussion. Hier die Wiedergabe eines Artikels aus dem REPORTER vom 05.12.2020.

Eutiner Kaserne soll in „Oberst-Herrmann-Kaserne“ umbenannt werden.

Oberstleutnant Aust, der aktuelle Kommandeur, hat Oberst Herrmann, den ersten Kommandeur, noch persönlich kennengelernt. Und über den Wahlspruch „Kinder, wir sind nicht besser als die anderen. Wir sind nur anders“ ist Oberst a.D. Herrmann (1917 – 2002) allen Soldatinnen und Soldaten des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“ präsent. Nun soll die Kaserne in der Oldenburger Landstraße bald seinen Namen tragen.

Der neue Name ist das Ergebnis eines intensiven, durch das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr akribisch wissenschaftlich begleiteten Entscheidungsprozesses. Nachdem eine Initiative im Sommer 2019 auf unter Karl von Rettbergs Verantwortung in Belgien begangene Verletzungen des Kriegsrechts hingewiesen hatte, begann eine Auseinandersetzung mit der Person Rettbergs, vor allem aber mit der eigenen Tradition des Eutiner Aufklärungsbataillons. Denn dass eine Umbenennung geboten war, stand schnell außer Frage: „Wenn verbrecherisch gehandelt worden ist, kann dies nicht traditionswürdig sein“, bringt es Oberstleutnant Aust auf den Punkt.

Der künftige Namensgeber steht dagegen als erster Bataillonskommandeur sowohl für die Geschichte der Bundeswehr im Allgemeinen als auch für die Tradition des Aufklärungsbataillons im Speziellen. Er hat nicht nur das Selbstverständnis des Bataillons als eigenständige, selbstbewusste Truppe geprägt und in seiner Führung alle Dienstgrade gleichermaßen im Blick gehabt. Er war es, der den Brückenschlag in das Zivile anregte und vollzog, zum Beispiel mit einem Tag der offenen Tür, der 1959 zum ersten Mal stattfand: Oberst Herrmann ist früh auf Politik, Wirtschaft, Vereine und Institutionen zugegangen“, berichtet Kommandeur Aust. Bis heute ist gute Beziehung und ihren Menschen und die daraus resultierende Verwurzelung allgegenwärtig. Und schließlich ist Oberst Herrmann auch als Begründer der Kameradschaft, in der ehemalige und aktive Angehörige des Bataillons, ihre Lebens-
partner sowie Menschen, die sich dem Bataillon verbunden fühlen, organisiert sind, und hat die Gründung der Bataillonszeitschrift „Der Aufklärer“ angeregt. Viele Gründe, die den Oberst, der von 1958 bis 1962 die Verantwortung trug, zu einer „omnipräsenten Identifikationsfigur“ für die 700 Soldaten und zu einer traditionswürdigen Persönlichkeit der Gründungs- und Aufbauzeit der Bundeswehr machen, wie Aust ausführt.
Nachdem sowohl das interne Beteiligungsverfahren als auch die wissenschaftliche Prüfung dies bestätigt haben und die Genehmigung durch den Inspekteur des Heeres erfolgt ist, ist ein weiterer Schritt die Zustimmung durch die Eutiner Stadtvertretung. Der entsprechende Tagesordnungspunkt ist für die nächste Sitzung im Osthosteinsaal des Kreishauses angesetzt. Oberstleutnant Aust rechnet damit, dass die offizielle Umbenennung dann in 2021 erfolgen wird. Anders als bei der bisherigen Bezeichnung, wird damit in Eutin eine greifbare Person für die Tradition des Bataillons stehen: „Namen schaffen eine Verbindung“, betont Tobias Aust und welchen Charakter eine solche Verbindung in seinen Augen hat, beschreibt er mit folgenden Worten: „Es geht dabei nie um Heldenverehrung, sondern um Personen als Projektionsfläche mit ihren Stärken und Schwächen, Brüchen und Neuanfängen.“

Astrid Jabs