Oberst Herrmann Kaserne

Zahlreiche Ehrengäste, darunter die Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, nahmen am feierlichen Appell zur Umbenennung teil. Zuvor hatte sich die Ministerin von den Fähigkeiten der Aufklärer überzeugt, die sie zu „Augen und Ohren“ der Truppe machen, denn das Bataillon bereitet sich derzeit intensiv auf einen Einsatz im nächsten Jahr in Litauen im Rahmen der Mission Enhanced Forward Presence (EFP) an der Ostflanke der NATO vor. Der Einsatz beginnt Anfang 2022 und die Eutiner Aufklärer demonstrierten nun den Stand ihrer Ausbildung. Das Szenario: Ein Spähtrupp befindet sich im feindlichen Hinterland und muss kämpfend ausweichen. Die Spähaufklärung agiert dabei in ihrem Versteck nach dem Leitsatz „Viel sehen, ohne gesehen zu werden“. Radaraufklärung, Feldnachrichtenwesen und der Einsatz der Drohne KZO rundeten das Fähigkeitsprofil der Aufklärer ab.
Die Ministerin war zu diesem Termin natürlich auch nach Eutin gekommen, um die Umbenennung der Kaserne zu vollziehen. „Namen sind nicht nur Schall und Rauch“, betonet sie in ihrer Rede während des Appells. „Mit Namen sind Geschichten und Werte verbunden, die Orientierung bieten, gerade in unruhigen Zeiten.“ Oberst Werner Herrmann sei daher ein ausgezeichneter Namenspatron, unterstrich die Ministerin. „Er steht am Anfang einer über 60-jährigen Bataillonsgeschichte, die von zahllosen Einsätzen in der Heimat und im Auland geprägt ist. Mit Oberst Herrmann nemen die Aufklärer Bezug auf ihre ganz eigene Tradition, auf die sie zu Recht stolz sind.“

Diesen Punkt griff Oberstleutnant Tobias Aust, Kommandeur des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“, in seiner Rede auf. Der Korpsgeist des Bataillons sei noch heute geprägt von jener kavalleristischen „Can-Do-Mentalität“, wie sie Oberst Herrmann vorlebte. „Diese Haltung beinhaltet Leistungsbereitschaft, Selbstbewusstsein und gleichzeitig Bescheidenheit und Demut vor der Verantwortung.“ Ein Ausspruch Herrmanns, der diese Haltung auf den Punkt bringt, avancierte zum Leitspruch der Eutiner Aufklärer und begleitete sie mittlerweile in über 25 Auslandseinsätze:

„Kinders, wir sind nicht besser als die Anderen,
wir sind nur anders.“

Als nächster Redner tritt Generalleutnant a.D. Roland Kather, ein alter Eutiner Aufklärer und Zeitzeuge ans Rednerpult. Zu Beginn seiner eigenen militärischen Laufbahn hat Generalleutnant a.D. Kather den neuen Namenspatron noch als Kommandeur persönlich kennengelernt. Anekdotenreich hebt Kather, später selbst Kommandeur der Eutiner Aufklärer, in seiner Rede das integrative Wirken Herrmanns hervor, was sich sowohl in der Region wie im Bataillon entfaltete. So legte Herrmann den Grundstein für die heute guten Beziehungen und die gepflegten Patenschaften einzelner Kompanien mit der Stadt Eutin und den Orten der Umgebung. „Herrmann lag das Wohl aller Soldaten am Herzen. Jeden Morgen saß er in seiner Pause im Kasino und freute sich über jeden, der sich auf einen Kaffee und ein Gespräch zu ihm setzte und sein Anliegen vorbrachte.“

Vor gut zwei Jahren war eine Diskussion über den vorherigen Namensgeber Major Karl von Rettberg entbrannt. Er soll 1914 im Ersten Weltkrieg in Belgien Kriegsverbrechen begangen haben. Eine Umbenennung war das Ziel. Aus den Reihen der Soldaten des Bataillons kam wiederholt der Vorschlag des neuen Namens Oberst-Herrmann-Kaserne. Hatten die Soldaten zu Rettberg überhaupt keine Beziehung, konnten sehr viele mit dem Namen Herrmann etwas anfangen.

Jetzt tritt hoffentlich wieder Ruhe auf dem Gebiet der Benennung der Kaserne ein, denn die anstehenden Aufgaben fordern die ganze Aufmerksamkeit und Kraft des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“.

André Bleckmann