Politische Bildungsreise in Polen

Führerkorps 3./6 hat das Ausbildungsziel „Geschichtsbewusstsein“ erreicht

Am Montag, den 13.11.2023, setzten sich nach einer kurzen Befehlsausgabe fünf Dienstfahrzeuge zu einer politisch-historischen Bildungsfahrt in Bewegung. Unser Reiseziel: Oswiecim in Polen, besser bekannt als „Auschwitz“.
Die Stimmung ist ausgelassen und die Kameraden freuen sich über die willkommene Abwechslung im Dienstalltag, nicht ahnend, welche Betroffenheit einige Orte und Besichtigungen der Reise in ihnen auslösen werden.
Ziel der politischen Bildungsreise nach Polen war es einerseits, die Teilnehmer geschichtlich über die Verbrechen des NS-Regimes aufzuklären und zu sensibilisieren, andererseits aber auch in die Geschichte unseres Nachbarlandes, unseres engen NATO- Verbündeten und EU-Partners einzutauchen und dabei die Kameradschaft unter den Portepees und Offizieren zu festigen.

Auschwitz-Birkenau
Auschwitz-Birkenau

Nach einer elf-stündigen Autofahrt trafen die Teilnehmer müde aber motiviert in Oswiecim (Auschwitz) in Polen ein. Schnell wurden die Hotelzimmer bezogen und nach einem kurzen Abendessen fielen alle in ihre Betten, da bereits früh am nächsten Morgen der erste Programmpunkt der Reise auf dem Plan stand.
Nach einem stärkenden polnischen Frühstück, verlegte die Gruppe zur geführten Besichtigung des „Auschwitz I – Stammlagers“. Nach Pass- und Metalldetektorkontrollen, der Sicherheitsleute am Eingang, betraten wir das Gelände.
Ziemlich schnell war jedem Teilnehmer klar, dass das brisante Thema des Genozids von Minderheiten während des 2. Welt-krieges in diesem KZ durch die aktuelle Lage in Israel eine noch größere Bedeutsamkeit erhielt. Antisemitisch geprägte Taten sind sogar gegen die Gedenkstätten in Auschwitz wieder denkbar. Die ausgelassene Stimmung innerhalb der Gruppe änderte sich nach Betreten des Geländes schnell: die Grausamkeiten, die an diesem Ort verübt worden sind, waren förmlich spürbar.

Erschreckende Ausstellungsstücke, wie Massen an Menschenhaaren, Fotos von Opfern der Verbrechen des NS-Regimes, sowie das Betreten von Todeszellen und Gaskammer, schafften ein hohes Maß an Betroffenheit und Anteilnahme bei den Teilnehmern. Die bildlichen Erläuterungen des Guides und das Betreten einer Gaskammer taten ihr Übriges.

Am Mittwoch besuchten wir „Auschwitz II – Birkenau“, das größte  Vernichtungslager, mit über einer Million Opfer des Massenmordes.  Auf den Spuren der Internierten vom Eisenbahntor, über die Todesrampe bis hin zu den gesprengten Gaskammern, besichtigten wir das Vernichtungslager und nahmen Anteil an dem Schrecken und Leid, welchen dieser Ort nach über 80 Jahren noch immer ausstrahlt. Den Nachmittag beendeten wir mit einem Vortrag über die wechselvolle Geschichte Polens, durchgeführt von einem Historiker der örtlichen Universität.

Der Donnerstag stand ganz im  Zeichen eines Besuches der Stadt Krakau. Mit einer einheimischen Stadtführerin erkundeten wir diese historische Stadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Highlights waren hier der Wawel (Reichssitz polnischer Könige), die Kathedrale und der historische Stadtkern und am Nachmittag besichtigten wir das ehemalige jüdische Viertel „Kazimierz“.  Die ehemalige Emaille-Fabrik von Oskar Schindler, bekannt aus dem Spielfilm „Schindlers Liste“, bildete das Ende unserer Bildungsreise nach Polen. Abgerundet wurde der informative Tag durch ein Abendessen in einem jüdischen Restaurant. Am folgenden Freitag machten wir uns früh auf den Rückmarsch von Oswiecim nach Eutin.

Die politische Bildungsreise nach Polen war für alle Teilnehmer eine wichtige Erfahrung. Insbesondere für alle Angehörigen der Bundeswehr ist gerade in Hinsicht auf die Beteiligung der Wehrmacht an menschenverachtenden Verbrechen, sowie die aktuellen rassistisch geprägten Konflikte weltweit, eine konträre Gesinnung gegen Rassismus und Antisemitismus und das Einstehen für eine freiheitlich demokratische Grundordnung unabdingbar. Durch Reisen wie diese müssen und können Soldaten im Rahmen der politischen Bildung als Gestaltungsfeld der inneren Führung noch weiter sensibilisiert werden.

Fw Niklas B.