Meine sehr geehrten Damen und Herren,
geschätzte Angehörige der Kameradschaft – der
Traditionsvereinigung der Heimatschutzbrigade 51 –
sowie der Marine-Kameradschaft,
liebe Freunde & Förderer des Bataillons,
Soldaten des Aufklärungsbataillons 6 „Holstein“!

Ohne jeden Zweifel ist der Volkstrauertag – auch wie wir ihn HIER in Eutin begehen – ein Ritual – sprich „eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende feierliche Handlung mit hohem Symbolgehalt“. Diese Feststellung an sich ist nicht kritisch, sie entspricht vielmehr der wörtlichen Definition eines Rituals. Kritisch wird es aus meiner Sicht erst dann, wenn wir von einem „leeren“ Ritual sprechen.
Was ist für mich ein „leeres“ Ritual? Wie das Wort „leer“ suggeriert, fehlt es „leeren Ritualen“ an Inhalten, sie verkommen zu einer Hülle, der es an Leben fehlt. Es wird viel gesprochen, viel gemahnt und je länger sich der konkrete Bezug entfernt – abstrahiert. Wo jedoch das Abstrakte dominiert, dass sich nicht selten im teilweise Moralischen, wenn nicht „Hyper-Moralischen“ verliert, ist die eigene Überhöhung nicht fern und die Worte werden nicht selten zu wahrgenommenen Phrasen, die sich rituell jedes Jahr gleichen und diese Phrasen werden in letzter Konsequenz austauschbar – oder mit anderen Worten schlichtweg hohl.
Wie verhält es sich nun mit dem Volkstrauertag? Hervorgehend aus der „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts – dem 1. Weltkrieg – zu Zeiten der Weimarer Republik erstmals begangen, von den Nationalsozialisten umgedeutet und missbraucht zum sogenannten „Heldengedenktag“, war der Volkstrauertag nach dem 2. Weltkrieg zunächst immer ein Blick zurück, ein Blick in die Vergangenheit und das war vor allem ein Blick auf die unzähligen Soldatengräber der beiden Weltkriege. Wie in vielen anderen am Krieg beteiligten Ländern prägte daher auch in Deutschland in den ersten Jahren nach dem 2. Weltkrieg der unmittelbare Schmerz über den Verlust der eigenen Angehörigen das Gedenken.
Dieser Schmerz mit konkretem eigenem Bezug wurde über die Nachkriegsjahre immer schwächer. Auch die allmähliche Erweiterung des Gedenkens über die Kriegsopfer hinaus auf die Opfer von Gewaltherrschaft und Terrorismus kann jedoch nicht den Eindruck widerlegen, dass der Volkstrauertag Gefahr läuft, zu einem leeren Ritual zu erstarren.
Wie steht es nun um unseren Volkstrauertag – also denjenigen, den wir hier jedes Jahr traditionell in Eutin begehen? Laufen wir nicht auch Gefahr, dass unser Gedenken zum „leeren Ritual“ wird. Meine Antwort hierauf lautet wie folgt: Wir haben es in der Hand – Wir haben aber auch eine Verpflichtung.
Es liegt somit an uns Aktiven wie Ehemaligen, unserem Volkstrauertag einen konkreten Bezug zu geben. Das diesjährige sechzigjährige Bestehen des Bataillons kann hierbei ein Rahmen sein. Rahmen deshalb, weil es uns daran erinnert, dass dieses Bataillon – unsere militärische Heimat – mit seinem 60ig-jährigen Bestehen durchaus über eine eigene Geschichte verfügt. Und dieser Geschichte müssen wir uns annehmen: Und zwar den guten, wie dunklen Momenten!
Und damit kommen wir zu unserer Verpflichtung. Die schwärzesten Momente der Bataillonsgeschichte ist der Tod von Kameraden. Auch wenn wir – Gott sei Dank – bisher keine Gefallenen zu beklagen hatten, sind in 60 Jahren, 41 Kameraden im Dienst verstorbenen. Sie gaben den höchsten Preis, den ein Soldat seinem Land geben kann – sei es im Krieg oder wie hier in vermeintlichen Friedenszeiten. Diesen 41 Soldaten wollen wir am heutigen Volkstrauertag in der Rettberg-Kaserne gedenken – sie sind unser konkreter Bezug zum Volkstrauertag, denn sie waren, sind und werden immer bleiben – unsere Kameraden!
Und in diesem Verständnis stehen diese 41 somit stellvertretend für alle Kriegsopfer und Opfer von Gewaltherrschaft, denen an Volkstrauertag traditionell gedacht wird. Und konkret auf diese Kaserne, diesen Standort bezogen, stehen diese 41 somit auch für das Gedenken an die Verstorbenen der ehemaligen Heimatschutzbrigade 51 sowie aller anderen Verbände und Einheiten, die in der Rettberg-Kaserne stationiert waren. Und diese 41 stehen auch für die Kameraden unter uns, die in den Auslandseinsätzen der letzten 20 Jahre Schaden an Leib und Seele genommen haben: Sie zahlten ebenfalls einen hohen persönlichen Preis, indem sie ihre Pflicht für Ihr Land taten: wir dürfen diese Kameraden in unserer Mitte nicht vergessen!
Konkretes Gedenken heißt daher auch, nicht anonym zu bleiben, sondern Namen zu nennen. Daher wird ein Reserveoffizieranwärter des Bataillons die Namen aller 41 Verstorbenen verlesen. Zuvor wird unsere Pfarrerin – Frau Brandt – eine kurze Andacht halten. Im Anschluss an das Verlesen der Namen, wird das „Lied vom Kameraden“ erklingen und ein Unteroffizieranwärter des Bataillons schlägt unsere Bataillonsglocke symbolisch sechs Mal, bevor wir zum Ablegen der Kränze kommen.
Wenn wir diesen Weg auch zukünftig beschreiten, bin ich mir sicher, dass wir mit unserem Gedenken alles andere als ein „leeres Ritual“ begehen. Aktive und Ehemalige, erfahrene und junge Kameraden machen vielmehr deutlich, dass es ein Band und eine Erinnerung über den Tod hinausgibt, die die Lebenden zur Erhaltung des Friedens und der Freiheit mahnen und den Toten sowie Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft keine unreflektierte Heldenverehrung zukommen lässt, sondern schlichtweg ein würdiges und demütiges Gedenken an Menschen, die – mit allen ihren Stärken und Schwächen – unvermittelt aus unserer Mitte gerissen worden sind.

Wir gedenken ferner allen im Dienst verstorbenen Kameraden der ehemaligen Heimatschutzbrigade 51 sowie aller weiteren Einheiten und Dienststellen am Standort EUTIN.

Wir behalten in Demut Ihr Gedenken in Ehren. Sie erinnern uns zugleich daran, uns durch unseren Dienst jederzeit dafür einzusetzen, das Recht, die Freiheit und den Frieden in Deutschland und Europa zu erhalten!
Ihnen ist nun das Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ gewidmet.“

„Stellvertretend für alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedenken wir am heutigen Volkstrauertag 2018 in der
Rettberg-Kaserne in EUTIN allen Kameraden, die in 60 Jahren
Aufklärungsbataillon 6 „Holstein“ im Dienst ihr Leben gelassen haben:

– Stabsunteroffizier Melohner (1962)
– Fahnenjunker von Thaer (1963)
– Gefreiter Wolf (1964)
– Panzerschütze Lanken (1965)
– Panzerschütze Lohse (1965)
– Fähnrich Eilers (1966)
– Stabsunteroffizier Brökel (1967)
– Gefreiter Frahm (1967)
– Panzerschütze Jess (1967)
– Unteroffizier Krüger (1967)
– Stabsunteroffizier Kühl (1967)
– Panzerschütze Pumperin (1967)
– Unteroffizier Rosenbaum (1967)
– Gefreiter Runge (1967)
– Feldwebel Berndt (1968)
– Gefreiter Ruffer (1968)
– Panzerschütze Suschinski (1968)
– Panzerschütze Henselleck (1969)
– Panzerschütze Luediger (1969)
– Hauptfeldwebel Weichert (1969)
– Stabsunteroffizier Schläter (1970)
– Leutnant Wilke (1971)
– Gefreiter Spletter (1976)
– Herr Friedrich-Wilhelm Neumann (1986)
– Oberstleutnant Clausen (1987)
– Stabsfeldwebel Hesper (1987)
– Oberfeldwebel Klug (1987)
– Major der Reserve Dr. Benner (1993)
– Herr Hermann Baer (1996)
– Oberfeldwebel Gosch (1998)
– Gefreiter Fojtowicz (2000)
– Stabsfeldwebel Hilgendorf (2001)
– Oberfeldwebel Preuß (2004)
– Gefreiter ROA von Fallois (2004)
– Herr Christian Vogt (2014)
– Hauptmann Ziegler (2014)
– Herr Karl Grage (TBD)
– Oberfeldwebel Meimerstorf (TBD)
– Unteroffizier Meyer (TBD)
– Hauptgefreiter Timmermann (TBD)
– Gefreiter Wöbs (TBD)