Zu Gast beim neuesten NATO Partner

Finnlands einzigartige Geschichte war dabei der geschaffene Aufhänger für zwei der diesjährigen Themen der politischen Bildung: Umgang mit einem Gegner, der nicht den eigenen ethischen Vorstellungen entspricht sowie die Friedenssicherung im Rahmen kollektiver Sicherheitssysteme. Doch auch über diese inhaltlichen Ziele hinaus konnten die 20 Offiziere tiefe Einblicke in die Kultur, Geschichte und nicht zuletzt die Mentalitäten unseres neuesten NATO Partners erhaschen. Schon am ersten Abend gelang es, enge Bindung zu Teilen der Bevölkerung Helsinkis aufzubauen.

Den inhaltlichen Einstieg bot eine Stadtführung von Oberstleutnant der Reserve Dr. Agilolf Kesselring. Der Finnlandexperte und Mitherausgeber der finnischen Soldatenzeitschrift brachte den deutschen Gästen am Stadtbild Helsinkis die Rolle Finnlands im 20. Jahrhundert und sein besonderes Verhältnis zu Deutschland nahe. Architektonische Parallelen zu Berliner Gründerzeitbauten, tiefe militärische Verbindungen über das finnische Jägerbataillon als Teil des Deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg und die Bedeutung Mannerheims wurden in inhaltlich prall gefüllten Vorträgen besprochen.
Anschließend führte es die Eutiner Delegation zur Deutschen Botschaft. Nach einem kurzen und herzlichen Empfang durch den stellvertretenden deutschen Botschafter und den Verteidigungsattaché, Fregattenkapitän Buchert, hielten Selbige kurze Vorträge zur gegenwärtigen politischen und militärischen Situation Finnlands. Besonderen Eindruck hinterließen dabei die weit verbreiteten finnischen Maßnahmen im Zivilschutz, die national mystifizierte finnische Zähigkeit „Sisu“, sowie die extrem effiziente und gesellschaftlich höchst anerkannte Wehrpflicht inklusive der neuen Herausforderung bei der Eingliederung in NATO-Strukturen.
Einen Abschluss fand der Tag mit einem weiteren Vortrag durch Dr. Kesselring, der die Hintergründe der oft als “Finnlandisierung” zusammengefassten neutralen Sonderrolle Finnlands nach dem Zweiten Weltkrieg zusammenfasste.

Der Dienstag stand mit einem Besuch des European Center of Excellence for Countering Hybrid Treats ganz im Zeichen hybrider Bedrohungen. Zuerst führte Oberst Sönke Marahrens seine Eutiner Zuhörer in die Definitionen und Arbeitsweisen des Centers sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich hybrider Kriegführung ein. Anschließend konnten sich die Teilnehmer selbst in Form eines “Wargames” an einem hybriden Szenario versuchen.
Der Nachmittag bot darüber hinaus die Möglichkeit, das kulturelle Angebot Helsinkis zu nutzen. Neigungsgruppen erkundeten verschiedenste Museen und konnten ihre Erfahrungen beim kameradschaftlichen Beisammensein am Abend gewinnbringend austauschen.

Der dritte, letzte Programmtag widmete sich schließlich mit einem Besuch der Festungsinsel Suomenlinna, einige Kilometer vor Helsinki, der finnischen Militärgeschichte. Dabei ließen sich die Offiziere des Bataillons nicht von Kleinigkeiten wie dem gleichzeitigen Besuch des US Präsidenten aufhalten. Im Rahmen einer Führung erkundeten sie die Festung und vertieften mit Besuchen der Museen Manege und Vesikko ihre Kenntnisse über das moderne und historische finnische Militär. Ihren inhaltlichen Abschluss fand die Offizierweiterbildung schließlich mit von den Teilnehmern vorbereiteten Kurzvorträgen mit Diskussionsrunden zu den Themen Winterkrieg, finnische Gedenkkultur und Wehrpflicht in Finnland.
In einer Karaokebar nahe des Hotels fand die Maßnahme ihren würdigen Abschluss, dessen musikalische Beiträge den Teilnehmern wohl noch lange im Ohr bleiben werden. Mit vielen Eindrücken im Gepäck machten sich die Offiziere von Sechs wieder auf den Rückflug auf die andere Seite der Ostsee, um zurück im Bataillon das Gelernte als Multiplikatoren weiter zu geben.
Abschließend bleibt zu melden: Auftrag erfolgreich abgeschlossen, neuester NATO Partner kennengelernt!

OLt Till K.